Benötigen Unternehmer Bauchgefühl oder Statistiken?
Um im geschäftlichen Leben voran zu kommen braucht es Planungen. Planungen für den täglichen Ablauf und Planungen für die fernere Zukunft. Ohne Zukunftsplanungen wirtschaftet man nur so dahin und hat kein Ziel oder kann den Weg zum Ziel nicht sehen.
Planungen beruhen dann immer auf Erfahrungswerte. Entweder sind es eigene Erfahrungen, die man schon im Laufe der Zeit gemacht hat oder es sind die Erfahrungen von Anderen. Wobei sich die Gruppe der anderen nochmals unterteilen lässt in andere Geschäfte bzw. Berater, die sich auf solche Planungen spezialisiert haben.
Zukunftsplanungen – sei es für die nächsten Tage, also auch längerfristig – basieren dann vielfach auf Werten bzw. Wertungen dieser Erfahrungen. Und hier kommt nun die große Frage „braucht es für diese Werte Bauchgefühl oder Statistiken?“. Da unterscheiden sich nämlich viele Unternehmer. Ja, es kann sogar zu hitzigen Diskussionen kommen, was von den beiden nun wichtiger wäre.
Schauen wir uns doch mal beide Seiten an:
Was bedeutet Bauchgefühl?
Bauchgefühl ist, wie schon das Wort sagt, ein Gefühl das man hat. Es sind persönliche Erfahrungen gepaart mit den eigenen Gefühlen und Lebenseinstellungen. Ja auch der eigene Charakter hat einen Einfluss auf das Bauchgefühl. Ein pessimistisch denkender Mensch, ein zögernder Unternehmer wird mit identischen Erfahrungen sicherlich ein anderes Bauchgefühl haben als ein Optimist. Ein zögernder Unternehmer wird bei der Planung eher kleinere Werte bei einer Planung ansetzen als ein optimistischer, auch wenn beide identische Erfahrungen gemacht haben sollten. Ersterer vertraut weniger darauf, dass die Zukunft genauso bzw. besser sein wird als die Vergangenheit. Ein Optimist hingegen geht davon aus, dass das Geschäft mindestens genauso so gut wie in der Vergangenheit oder sehr wahrscheinlich um einiges besser funktionieren wird.
Was sind die Eigenschaften von Statistiken?
Im Gegensatz zum Bauchgefühl sind Zahlen gefühlslos. Sie sind starr und bei gleichwertigen Vorkommnissen der Vergangenheit werden identische Zahlen erzeugt, egal ob ein Unternehmer pessimistisch ist oder optimistisch. Ja, es ist unwahrscheinlich, dass zwei verschiedene Unternehmer bzw. Unternehmen in der Vergangenheit sich genau deckende Erfahrungen gemacht haben. Ich will damit nur ausdrücken, dass die Zahlen der Vergangenheit sich nicht um den Charakter des Menschen im Augenblick der Planung kümmern. Sie sind einfach schwarz auf weiß – unveränderlich und unabhängig von der Tagesverfassung. Das sind sie bis zum Augenblick der Planung – dann kommt es auf die Interpretation der Zahlen an und da kann das Bauchgefühl auch wieder eine Rolle spielen. Die Zahlen selbst ändern sich dabei jedoch nicht. Aber ob man ein Glas halbvoll oder halbleer sieht, das macht dann einen Unterschied. Dabei enthält das Glas in beiden Fällen ein und dieselbe Menge, dieselbe Zahl, an Inhalt.
Vorteile und Nachteile von Bauchgefühl und Statistiken
Man kann also Planungen aufgrund eines Gefühls oder aufgrund von Statistiken, Zahlen, machen. Gibt es bei diesen beiden Methoden Vorteile oder Nachteile? Ja, ich denke, die gibt es in jedem Fall, wenn nur stur eine von beiden verwendet wird:
Vorteile vom Bauchgefühl ist, dass es sich flexibler auswirkt. Es setzt in jedem Moment ein und kann kurzfristig von großem Vorteil sein. Das Bauchgefühl ist für die Spontaneität zuständig. Es ist auch zuständig und sehr wichtig beim Einschätzen von Neuigkeiten wie bei besonderen Ereignissen, die unerwartet eintreten. Auch die Einschätzung von neuen Trends kann das Bauchgefühl wesentlich besser einschätzen. Ja, diese Einschätzung wird dann sehr subjektiv von Unternehmer zu Unternehmer unterschiedlich ausfallen. Die einen springen sofort auf den neuen Trend auf – die anderen warten eher ab. Zahlen zu kommenden Trends oder für unerwartete Ereignisse gibt es noch keine. Statistiken können da nicht helfen.
Ist das Bauchgefühl unfehlbar, was die Erfahrungen betrifft? Nein, langfristig gesehen, kann das Bauchgefühl trügerisch sein. Denn die bereits erwähnten Gefühle lassen einen die Vergangenheit entweder pessimistischer oder optimistischer sehen. Die Erinnerungen werden dadurch beeinflusst und man hat unterschiedliche Vorstellungen davon. Nicht selten zeigen einem dann die Statistiken, dass die Realität der Vergangenheit eine anderen war als man sie gefühlt hat. Zahlen können somit die Vergangenheit objektiver darstellen und eine Planung aufgrund von Statistiken kann längerfristig deshalb genauer gemacht werden.
Was hat es mit der berühmten Aussage „traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast!“ auf sich?
Sind alle Statistiken gefälscht? Sind alle Zahlen unbrauchbar, die wir von anderen bekommen? Nein, so ist das nicht gemeint. Die reinen, nackten Zahlen sind – falls es keinen Berechnungsfehler gegeben hat – sicherlich in Ordnung. Es kommt auf die Interpretation der Zahlen an. Wie schon das eingangs erwähnte Glas, das zu 50% gefüllt ist. Die einen sehen es halbleer die anderen halbvoll. Zahlen, die schwarz auf weiß dastehen, werden immer auch interpretiert und diese Interpretation hängt von der jeweiligen Persönlichkeit ab. Ja, auch von deren Bauchgefühl.
Kann eine Statistik nur über die Vergangenheit etwas aussagen und über einen neuen Trend gar nichts? Das würde ich nicht behaupten, denn es hat auch in der Vergangenheit Trends gegeben und aufgrund der Auswirkungen von diesen können die damaligen Zahlen auch eine Einschätzung für die Zukunft geben.
Ja, sowohl Bauchgefühl als auch die Statistiken der Vergangenheit können immer nur eine Schätzung bzw. Prognose der Zukunft sein. Die Zukunft ist noch nicht geschrieben – die kann sich ständig verändern – nur die Vergangenheit ist festgeschrieben.
Was ist denn dann nun besser für einen Unternehmer bzw. für ein lokales Geschäft? Soll auf Bauchgefühl oder Statistiken gesetzt werden?
Meines Erachtens – und das obwohl ich persönlich ein totaler Zahlen-Fan bin – darf es da kein ODER geben. Es braucht beides!
Die Zahlen sind für die objektive Erfassung der Vergangenheit wichtig. Diese sollten unverfälscht von Gefühlen sein. Langfristig sind Zahlen einfach genauer als die eigenen persönlichen Gefühle bzw. Erinnerungen. Für kurzfristige Entscheidungen hingegen für die Einschätzung von Trends hingegen braucht es auch immer noch das Bauchgefühl. Da sind die Zahlen alleine oft zu wenig aussagekräftig. Zahlen bzw. Statistiken funktionieren um sie besser je größer der Zeitraum ist, in dem sie erfasst werden. Zahlen und Statistiken sind somit die wichtige Grundlage für Entscheidungen, die dann mit Bauchgefühl getroffen werden.
Ja, die Entscheidungen müssen dann auch mit Bauchgefühl – mit Betonung auf dem eigenen Gefühl – getroffen werden, denn man muß damit leben und auch gut leben können. Würde man sich gegen das Bauchgefühl entscheiden, dann wären die Gefühle bei der Ausführung der Planung zwiegespalten: Zum einen möchte man etwas durchsetzen, ausführen, und zum anderen hemmen einen die Gefühle, die an der Planung zweifeln.
Fazit: für einen Unternehmer braucht es beides: Statistiken und Bauchgefühl. In der heutigen Zeit ist es mittels Computer sehr einfach eine solide Zahlenbasis zu schaffen. Es gilt dann mit dem eigenen Bauchgefühl das Beste daraus zu machen für die Zukunft.
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