Wie viel Persönlichkeit soll ein Unternehmer zeigen?


In lokalen, Inhaber-geführten, Geschäften hängt die Wirkung eines Geschäftes sehr stark von der Persönlichkeit des Inhabers bzw. Geschäftsführers ab. Diese Persönlichkeit prägt die Mitarbeiter, falls welche im Geschäft sind und sie prägt das Geschäftsbild im gesamten. Da ist es selbstverständlich, dass sich der Inhaber bzw. Geschäftsführer persönlich immer wieder zeigt. Dies erfreut die Kunden und es stärkt die Verbindung zwischen Geschäft und Kunden.

Wie ist das nun jedoch online?

Während es für viele Geschäftsinhaber selbstverständlich ist, sich im Geschäft zu zeigen und mit der eigenen Persönlichkeit, das Geschäft zu einem unvergleichbaren, einzigen Ort zu machen, wandelt sich das Blatt sobald es sich um das Auftreten in der Online-Welt handelt.

Was ist so anders im Internet? Nun da fehlt vielen der direkte Kontakt mit den Personen. Viele halten das Internet für unpersönlich, auch wenn am anderen Ende der Leitung wieder ein Mensch an der Tastatur oder am Touchscreen eines Smartphones tippt. Abgesehen von Videogesprächen sieht man sein Gegenüber nicht und abgesehen von Sprachnachrichten fehlt auch die Stimme und Intonation des Gegenübers. Dies erzeugt eine Verunsicherung. Die Stimme verleiht den Worten zusätzliche Informationen.
Weil die gegenüber sitzende (oder auch stehende/liegende) Person nicht gesehen und meist auch nicht gehört wird, mutiert diese zu einem anonymen Wesen und nicht mehr zu einem „persönlichen“ Kunden, der vor einem steht.

Im Geschäft hat man es meistens nur mit einem Kunden nach dem anderen zu tun oder man hat meist nur einige wenige Kunden vor sich stehen. Im Netz können zeitgleich unzählige Personen auf die Information zugreifen. Wir stehen im Internet also nicht nur einem unbekannten anonymen Wesen gegenüber sondern einer uns unbekannten Anzahl an Personen. Dies verstärkt bei vielen das Unbehagen im selben Maße, wie es Menschen Lampenfieber verursacht, die vor vielen Menschen reden sollen. Da schränken sich dann auch viele in der eigenen Persönlichkeit ein. Die Angst, etwas Falsches zu sagen – sich falsch zu präsentieren -, steigt und die Ausstrahlung an Persönlichkeit nimmt ab. Das ist schade! Denn gerade die Persönlichkeit eines Menschen macht ihn unverwechselbar – unaustauschbar. Ein Mensch gänzlich ohne Persönlichkeit wäre dann wie ein Roboter.

Wollen wir uns im Internet wie ein Roboter zeigen? Oder wollen wir doch lieber auch unserem Online-Auftritt zumindest einen Hauch von Persönlichkeit zuteil werden lassen?

Was heißt es eigentlich Persönlichkeit zeigen?

Bei Vorträgen und Workshops höre ich immer wieder die Aussagen, „ich möchte nichts Privates auf Facebook posten“ bzw. „ich möchte kein persönliches Profil“ oder „ich will mich nicht persönlich zeigen“

Nun Persönlichkeit zeigen und Privates zeigen können 2 verschiedene Dinge sein. Persönlichkeit kann man auch zeigen, ohne private Geschehnisse zu posten. Eine Persönlichkeit wird durch den Charakter und Eigenschaften, die gezeigt werden, zum Ausdruck gebracht. Durch Diskussionen, Gespräche, Fragen und Antworten verraten wir einiges über unsere Einstellungen und unseren Charakter. Auch unseren Gemütszustand können wir unbewusst damit vermitteln, ohne irgend etwas allzu Privates zu posten.

Apropos Diskussionen im Internet und im speziellen in Facebook-Gruppen: diese Art der Online-Kommunikation kann ein Geschäftsmann bzw. eine Geschäftsfrau sehr gut nutzen um sich als Experte zu präsentieren. Mittlerweile gibt es beinahe zu jedem Thema – sei es privat oder beruflich – Foren bzw. Diskussionsgruppen. zuerst heißt es da aus diesen unzähligen Gruppen die richtigen für das eigene Geschäft herauszufinden. Dazu gibt es mehrere Kriterien:

  • Größe der Gruppe: will man sich lieber in einer kleineren Gruppe aufhalten oder bevorzugt man eine große Menge an potentiellen Interessenten, mit denen man mitdiskutiert? Das ist unter Umständen nicht nur von den eigenen Vorlieben abhängig – manchmal gibt auch das Thema vor, dass siech die Interessenten nur in kleinen Gruppen zur Diskussion versammeln wollen. Je privater das Thema um so kleiner normalerweise die Gruppe.
  • Interaktion in der Gruppe: Gibt es eine rege Diskussion in der Gruppe oder ist die Gruppe eingeschlafen? melden sich nur hin und wieder einzelne Mitglieder so dauert es länger, bis man geeignete Antworten geben kann um sich mit der Zeit als Experte in der Gruppe zu entwickeln.
  • geographische Zielgruppe: da die meisten Geschäfte, eine lokale Stammkundschaft haben und mit diesen eher in Diskussion treten können als mit Personen, die überall in der Welt verstreut sind, gilt es zu schauen, woher der Großteil der Gruppenmitglieder kommt. Sehr oft hilft da schon der Name der Gruppe, wenn die Region, Stadt oder Ort vorkommt.

Aus meinem eigenen Geschäfts-Bereich erwähne ich bei Vorträgen und Workshops gerne die Gruppe „Rezepte aus Südtirol“ als Beispiel. Schauen wir diese uns mal genauer an:

Es ist eine große Gruppe mit ca. 19.500 Mitgliedern. Einerseits ist es eine Gruppe, in der sehr Privates wie das Thema „Kochen“ und „Backen“ bzw. sonstige Zubereitung von Lebensmitteln geht, aber andererseits ist gerade Essen ein Thema, über das sehr viele gerne diskutieren. Deshalb kann diese Gruppe so groß sein und gut funktionieren. Im Gegensatz dazu sind Spezialgruppen zu Nahrungsmittel-Allergien bzw. Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten meist sehr viel kleiner. Oft auch weit unter 100 Mitglieder. Darüber spricht man nicht so gerne mit vielen (fremden) Personen.
Die Interaktion in der Gruppe „Rezepte aus Südtirol“ ist gewaltig! Täglich gibt es viele neue Beiträge und noch viel mehr an Antworten zu neuen oder bereits länger vorhandenen Rezepten.
Die Regionalität ist bei dieser Gruppe auch schon im Namen vorgegeben. Es mag schon sein, dass dann nicht 100% der Mitglieder aus Südtirol stammen – aber der überwiegende Großteil reicht auch aus.

In solchen Diskussionsgruppen gilt es nun, sich nicht mittels plumper Werbung zu profilieren. Versucht man dies, so fliegt man schneller wieder hinaus als man in die Gruppe hinein gekommen ist. Dies ist auch selbstverständlich. Das würde offline doch genauso funktionieren. Und die Online-Welt besteht nun mal, wie schon gesagt, aus realen Menschen.
Um in einer Gruppe zum Experten zu werden braucht man Geduld, Zeit und Wissen. Dieses Wissen kann dann bei einzelnen Fragen immer wieder als Antwort vermittelt werden. Zuerst geben und dann wird mit der Zeit auch Interesse an diesem Experten wach. Dann kommen auch Fragen direkt an den Experten und es werden Gruppenmitglieder auch auf das Geschäft, das hinter dem Experten steht aufmerksam. Ja, das Geschäft steht an 2. Stelle – zuerst kommt der Geschäftsmann mit seiner Persönlichkeit.

Mittlerweile erlaubt zwar zum Beispiel Facebook auch Firmenseiten in Gruppen Mitglied zu werden, doch die Administratoren haben da auch ein Wörtchen mitzureden und können das unterbinden. Vielfach sind Geschäftsseiten nicht gerne in den Gruppen gesehen, weil dann Werbung befürchtet wird. Also braucht es das private Profil des Inhabers/der Inhaberin eines Geschäftes. Denn Personen mit einer angenehmen Persönlichkeit werden in Diskussionsgruppen sehr gerne gesehen. Mit denen diskutiert man dann auch gerne.

Fazit:

Auch wenn es von einigen von Euch eine große Portion Überwindung erfordert, so ist es doch unerlässlich sich als Person im Internet zu zeigen, wenn man sein lokales Geschäft online gut präsentieren möchte. Erst die Persönlichkeit des Geschäftsmannes, der Geschäftsfrau, macht ein Geschäft unverwechselbar – sowohl offline als auch online. Produkte sind austauschbar, Persönlichkeiten hingegen nicht.

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